Das Wunschtal

Das Wunschtal

Hugh ist untrainiert, laaangsam, arbeitet im Supermarkt und betreut seine verrückte Mutter, die es ihm nicht dankt. Er möchte gerne in der Stadt studieren, aber ihm fehlen Energie und Mittel. Irene wohnt zwar in einer WG, aber die Gegend ist eine „Mülldeponie“ und sie muss sich bei den gelegentlichen Besuchen zu Hause gegen ihren widerlichen Stiefvater zur Wehr setzen. Das Leben ist perspektiv- und trostlos. Aber es gibt einen Zugang zu einem geheimen Land ganz in der Nähe, in dem die Zeit anders verläuft. So ist beides möglich. Ruhe, viel Ruhe, ein Bach, Zwielicht. Und das Leben in der realen Welt ist auszuhalten, weil es einen Sehnsuchtsort gibt. Als das Wunschtal Ain bedroht wird, müssen Hugh und Irene ihre Antipathie überwinden und zusammen losziehen, um das Monster zu besiegen.

Hier finden wir 200 Seiten sogerzeugende Hochsprache von der Meisterin der fantastischen Literatur Ursula Le Guin, atmosphärisch dicht und ziemlich beklemmend. Für die Autorin war es immer wichtig, ihre Figuren in Beziehung zu ihrer Umwelt zu sehen. Und so sind die beiden noch jungen Erwachsenen in einer trostlosen Realität gefangen, passiv, nicht in der Lage sich zu befreien. Sie entdecken aber eine Parallelwelt, die die Flucht lohnt. Diese bringt für Hugh erstmal Entspannung, für Irene Aufnahme in eine freundliche Gemeinschaft. Auf die Lesenden wirkt das „Wunschtal“ vor allem düster, geheimnisvoll, auf eine andere Art bedohlich als das tägliche Umfeld. Immer Zwielicht, geräuschlos, die dörfliche Gesellschaft aus der Zeit gefallen. Die Grenzen sind gesteckt und können nicht übertreten werden, außer von den Auserwählten. Natürlich geht es um das Erwachsenwerden, um die inneren Ungeheuer, die bewältigt werden müssen, das Befreien aus toxischen Beziehungen. In Ain ist möglich, was sich die Figuren so nicht trauen, das Abenteuer, die Reise, wirkt aber weiter und das Wunschtal als mentaler Rückzugsort funktioniert, weil an sich gearbeitet wird, körperlich und geistig.

Ein wunderbares Buch für ältere Jugendliche und Erwachsene, für den Liegestuhl in der Sonne.

Info
Originaltitel: The Beginning Place
Autorin: Ursula K. Le Quin
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Hilde Linnert
Heyne Science Fiction & Fantasy Band 06/9198


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