Die Legende der Christrose

Die Legende der Christrose

Die Legende von der Christrose ist eine von Selma Lagerlöfs schönsten und bekanntesten Weihnachtserzählungen. Hier wurde sie vom Urachhaus von Maren Briswalter auf eine sanfte, stimmungsvolle Weise für Kinder wunderschön illustriert.

Ein Räubervater lebte mit seiner Frau und den fünf Kindern in eine Höhle im Göinger Wald in Schonen. Als Vogelfreier durfte er den Wald nicht verlassen und von dem Bisschen, das er bei den Durchreisenden raubte, konnte die Familie kaum leben. Also zog die Räubermutter mit ihren Kindern immer mal wieder von Hof zu Hof, um zu betteln und zu stehlen. Eines Tages kamen sie auf ihrer Wanderung zu einem Kloster mit einem Lustgarten, der liebevoll angelegt worden war. Erstaunlich kenntnisreich kommentierte die Räubermutter die Pflanzen, um aber gleich zu erklären, dass dieser sich in keiner Weise mit dem Weihnachtswunder in ihrem Wald messen könne. Abt Johannes, der von dieser Verwandlung schon gehört hatte, versprach, dass er sich für ihren Mann um einen Freibrief bemühen und sie belohnen würde, wenn er in der Weihnachtsnacht kommen und den Garten sehen dürfte.

Natürlich gibt es noch gegenseitige Vorurteile, Verwünschungen, Bedrohungen und Schrecknisse zu überwinden, bis die Räuberfamilie den Wald verlassen kann, aber wir wissen jetzt, warum einzig die weiße Christrose im Winter blüht.

Selma Lagerlöf, die erste Frau, die den Literatur-Nobelpreis bekam, aber bei Kritikern häufig als Märchentante verschrien war, hat hier vor über hundert Jahren mit einer auch für Kinder verständlichen Sprache eine sehr poetische wie tief religiöse Geschichte erzählt, die immer wieder anrührt und in der Vorweihnachtszeit gelesen werden sollte. Wichtig war der Autorin damals, dass die Reichen ein Bewusstsein für ihre Verantwortung den weniger Begünstigten gegenüber entwickeln sollen und dass zwischen der Kirche und den Armen Verständnis und Hilfe funktionieren muss. Jeder Mensch sollte ein Heim und genug zu essen haben, sollte geborgen und sicher leben können. Alle beteiligten Figuren halten hier ihr Wort, trotz aller Vorurteile und Zugehörigkeiten, und der Hartherzige sieht seine Schuld ein, zieht sich zurück und bemüht sich, ein besserer Mensch zu werden. Wunderschön ist die Beschreibung (und sind die Illustrationen), wenn in der Weihnachtsnacht der Lichtstrahl durch den Wald „zuckt“ und sich nach und nach alles in ein Blütenmeer verwandelt. Die Familie isst sich an Beeren satt, sogar die Tiere kommen aus ihren Verstecken. Und als Engelsharfen klingen und Engelsgesang ertönt, ist der fromme Abt dem Himmel sehr nahe.

Die Christrose war der letzte Beweis für ein vergangenes Weihnachtsmirakel. Wir würden heute nur noch einen verschneiten schwedischen Wald erleben, wenn die Weihnachtsglocken läuten.

Info
Autorin: Selma Lagerlöf
Illustrationen: Maren Briswalter
Übersetzung aus dem Schwedischen: Marie Franzos
Verlag Urachhaus 2024


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