Von Null auf Held – oder Wer ist eigentlich Amin?

Von Null auf Held – oder Wer ist eigentlich Amin?

Johnny, eigentlich Jonas, ist jemand, der erstmal handelt und dann denkt. Klar, dass da so einige Momente entstehen, die zu Schulstrafarbeiten und Verweisen führen. Egal. Er ist nicht nur der Anführer der Sheriffs, sondern vermutlich auch adoptiert, denn seine Eltern und sein Bruder geraten nie in Situationen wie er. Und dann bringt ihn der Angeber Matteo auch noch in Schwierigkeiten: Er fordert Johnny heraus und wird ihm den Anführer-Platz bei den Sherrifs streitig machen, wenn Johnny nicht herausfindet, wohin Amin – der Klassenkamerad, verschwunden ist. Und Johnny fängt tatsächlich an, sich um Amin Gedanken zu machen, den er niemals so richtig wahrgenommen hat, obwohl er doch mit ihm in einer Klasse war. Als er Amins Tagebuchaufzeichnungen findet, gerät seine normale bürgerliche Welt gehörig ins Wanken, denn Amin wohnte im Asylantenheim, hatte keine Freunde oder Menschen, die ihn unterstützen. Johnny beginnt, nach Amin zu suchen.

Hier werden die Themen Flucht und Asyl auf sehr sensible und einfühlsame Weise für Kinder lesbar gemacht. Schon die ersten Zeilen machen es auch jungen Leser:innen anderer Genres leicht, sich auf die Geschichte einzulassen: „Mumie identifiziert – sein Name war Johnny. Vielleicht sind das meine letzten Worte. Denn die Polizei sucht mich schon.“ Die Kinder sind gebannt und erwarten einen spannenden Krimi, aber finden eher eine Schnitzeljagd, aber nicht minder fesseld. Die Charaktere sind wahrhaft und liebevoll konstruiert, nachvollziehbar sind die Probleme, in die sich Johnny katapultiert. Der Icherzähler wird Seite für Seite mehr in eine Welt hineingezogen, die er witzig und in altersgerechter Sprache kommentiert. Es geht um Loyalität, Freundschaft und Anteilnahme, um Lügen, Vorurteile und Ungerechtigkeit. Und darum, dass Schulterzucken und das Gefühl der Hilflosigkeit vielleicht nur vorgeschoben sind, weil es oft der leichtere Weg ist. Johnny entwickelt Empathie, viel Mitgefühl und handelt – zwar nicht immer überlegt -, aber getrieben von dem Bedürfnis das Richtige zu tun und zu helfen. Er lernt viel über sich selbst, überdenkt sein eigenes Verhalten, wird immer mehr zu einem Jonas und der unbekannte Amin wird duch die intensive Tagebuchlektüre immer mehr zum Freund. Die llustrationen und die arabischen Textabschnitte aus Amins Tagebuch machen das Buch zu einer interessanten und überaus gelungenen Einführung in das Flüchtlingsthema.

Das Buch entstand als die Autorin Mirjam Ramond 2022/2023 Stipendiatin an der Akademie für Kindermedien war.

Autorin: Mirjam Raymond
Illustrationen von Maja Bohn
Fischer Sauerländer 2025

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