I am Wolf – Der Kampf der Tierclans

I am Wolf – Der Kampf der Tierclans

Coll ist ein Mitglied des Tierclans Wolf. Er wohnt und lebt mit den anderen Clanmitgliedern auf einer riesigen Wolfsmaschine, die gemeinsam vom Team gesteuert wird. Gemeinschaft ist überlebenswichtig, denn in der Region wird ständig gekämpft, zwischen den rivalisierenden Clans, Hyäne, Keiler, Rabe, alle verteidigen ihr Territorium, brauchen Lebensmittel, Maschinenteile, das magische Anthrylen. Mit dem Gerücht, dass eine neue Bedrohung aus dem Norden kommt, werden die Kämpfe um Ressourcen aggressiver. Coll, Rieka und Fillan werden bei einem Gefecht versehentlich von Wolf gestoßen und müssen nun im Schlamm auf der Erde zu Fuß gehen, wo eigentlich nur die Menschen aus dem Dorf vegetieren, die Wolf unterstehen und mit Vorräten versorgen. Werden sie es schaffen, Wolfs Fährte aufzunehmen, um in ihr gewohntes Leben zurückzukehren?

In diesem erstaunlichen Band 1 stecken auf 216 Seiten so viele hochinteressante Ideen, dass es auch erwachsene Leser:innen zu Diskussionen anregen kann; spannend ist der Plot außerdem und gute KInder-/Jugendlektüre. Und auch wenn Terry Pratchett schon die Welt auf einer Schildkröte erschaffen hatte (sind Tierkonstrukte vielleicht englische Lebenswelt?), ist hier alles anders und vielfältig.

Das Hauptthema des Buches ist es, das Kollektiv dem Individuum gegenüberzustellen, wobei schnell klar wird, dass die Sympathien des Autors bei den Einzelwesen mit ihren jeweiligen Besonderheiten liegen. Zuerst wird die vermeintliche Überlegenheit der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft gezeigt, denn das Wolfskonstrukt kann nur durch den gemeinsamen mentalen Einsatz aller gesteuert werden, durch das kollektive Bewusstsein. Alle zusammen denken „Wolf“. Aber das Team ist nicht gleichberechtigt, sondern es untersteht Alpha. Zudem wird Coll, der zwei Prothesen hat, von der Gruppe ausgegrenzt, weil er „anders“ aussieht. „Anders“ denken oder aussehen, verschreckt die Gemeinschaft.

Die Geschehnisse helfen Coll aber, zu erkennen, dass in dieser Welt andere Lebensweisen möglich sind, dass es Menschen gibt, die sich bewusst gegen ihre Clans gestellt haben, ihre Sicherheit aufgegeben haben, um ein freies Leben zu führen, auch wenn sich dafür verstecken müssen. Ein Rabenkind stößt zu Colls Gruppe, aus einem feindlichen Clan, aber nun alleine und vielleicht doch nützlich? Denn ein neues Welpenkonstrukt muss gesteuert werden und Branns Bewusstsein kann ein Konstrukt vom Boden abheben, fliegen lassen.

Aber es gibt natürlich noch mehr wichtige Themen, die das Buch integriert: Ausgrenzung, rivalisierende Banden, Eltern-Kind-Probleme, Vorurteile, Selbstsucht. Aber vor allem ist Freundschaft wichtig und die Erkenntnis, dass jeder sich seinen Fähigkeiten entsprechend einbringen kann – als Person mit Besonderheiten. Sciene Fiction, Climate Fiction, Kampfszenen, Technik, eine Quest, alle Fäden fügen sich stimmig zusammen und leiten vielleicht auch auf den nächsten Band hin. Eine hilfreiche Karte im Innencover hilft den Lesenden, die Routen nachzuvollziehen, gelegentlich wollte ich doch mal schauen, wo das „Band“ hinführt oder das Glasland liegt.

Wir sind gespannt zu lesen, wie sich die Handlung weiterspinnt, es gibt noch viele offene Fragen, bei deren Lösung wir gerne dabei sein möchten. Band 2 erscheint im Herbst.

Info
Text: Alastair Chisholm
Aus dem Englischen von Sabrina Sandmann
Fischer Sauerländer 2025
Band 1


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