Was tun, wenn … – Kleine Hilfe bei großen Katastrophen

Ein wunderbares (Sach-)Buch ist sowohl Vorleselektüre am Abend wie Alltagshilfe. In „Was tun, wenn“ erfahren wir viel darüber, wie wir uns verhalten müssen, wenn wir in eine Katastrophe oder brenzlige Situation geraten sind. Ohne Plan, ohne Hilfe, vielleicht sogar ohne Handy oder Netz? Jede/r hat schon einmal befürchtet, im Wald den Rückweg nicht zu finden oder im Meer ein Stückchen auf die falsche Seite gezogen zu werden. Ein Schreckmoment, kurz durchatmen und dann war es doch nur Kopfkino. Was aber, wenn die Befürchtungen wahr werden: Was tun wir, wenn wir einem Bären begegnen, wenn wir wirklich im Wald verloren gehen, wenn es brennt, die Flut kommt oder die Erde wackelt? Hier setzt dieses nützliche, von den Kindern sehr geschätzte Buch an.
Eingeleitet wird mit einer Anekdote, in der „Ich“ (schicke Brille, vorsichtig und gewissenhaft), mit „Du“ (flotte Tolle, übermutig, chaotisch) in passender Umgebung mit einen Dialog und viel Spezialwissen ins Thema einführen. Sie liegen am Strand, gehen im Wald spazieren, lesen Bücher, assoziieren und lassen ihre Gedanken fließen. Dann werden auf einer Doppelseite Möglichkeiten durchgespielt: Was tun, wenn du ins Meer gezogen wirst? „Du stehst im seichten Wasser und verspürst ein starkes Ziehen?“ Kannst du Nein antworten, besteht keine Gefahr, musst du allerdings mit Ja antworten, wirst du weitergeleitet. Du erfährst, wie du seitlich aus der Strömung herausschwimmen kannst, dass eine Rippströmung dich nicht unter Wasser zieht, dass Floaten Kraft spart usw. (Schade, dass das Buch nicht in die Badehose passt).
Auf der Seite zu Donner und Blitzen erfahren wir, welche Blitze es gibt, dass wir in Auto (kein Metall berühren) und Haus (mit Blitzableiter) sicher sind, wie weit wir draußen von hohen Dingen entfernt sein sollten und wie weit ein Gewitter entfernt ist, wenn wir die Zeit zwischen Blitz und Donner bestimmen können (Sekunden durch 3 = Kilometer).
Das Lieblingskapitel der Kinder ist natürlich das (vermutlich für uns) unwahrscheinlichste Szenario: Wie wir überleben, wenn ein Vulkan ausbricht. Wenn kein Helm getragen wird, sollte der Kopf gegen Steine und Felsbrocken geschützt sein, die Atemwege mit einem feuchten Tuch geschützt werden und die Haut bedeckt sein. (Da haben die kleineren Kinder sofort das „Der-Vulkan-bricht-aus-die-Lava-kommt-Spiel“ aufgenommen, nur dass jetzt noch um Felsen, feuchte Tücher und Aschewolken erweitert wurde.)
Die Illustrationen ergänzen und verdeutlichen die möglichen Katastrophenfälle, witzig, vielfältig und modern. Besonders gut hat uns gefallen, dass Ich und Du nonbinär gelesen werden. Die gezeichneten Figuren, die sich den Naturkatastrophen ausgesetzt haben, sind ängstlich und mutig, ihnen stehen die Haar zu Berge, sie schwimmen, sind erleichtert und bauen Schutzhütten.
Ein Buch für Entdecker:innen oder Befürchter:innen – und alle anderen.
Info:
Text und Illustration Laura Momo Aufderhaar & Verena Hochleitner
kunstanstifter 2025
Beide, Autorin und Illustratorin, haben viele Preise gewonnen. Verena Hochleitner hat auch die von uns sehr gerne gelesenen „Drei Räuberinnen“ geschrieben.