So geht es mir – heute

Wir haben eine Umfrage bei den sieben Buchtrollen gestartet und gefragt, wie sie sich heute fühlen: Nach einer vollen Schulwoche war „erschöpft“, „gelangweilt“, „ganz okay“, „freue mich aufs Wochenende“, zu hören. Bei den Kleineren hörten wir „neugierig, was da drin ist“, „freue mich aufs Turmbauen, der wird heute ganz hoch“ und „ich bin total sauer“.
Dieses Bilderbuch stellt auf jeweils einer Doppelseite ein Gefühlssubstantiv mit einem kurzen erläuternden Text vor: Aufregung, Langeweile, Zufriedenheit, Freude, Neugierde, Wut usw. Auf der gegenüberliegenden Seite setzt dann eine passende Illustration das Gefühl um. Beim Thema Freude schaukelt ein Kind in einer schönen Umgebung sehr hoch, während zum Wort Sorge, sich ein Kind in einer übermächtigen dunklen Waldgegend vielleicht verlaufen könnte.
„Dieses Buch ist keine Geschichte, die von Anfang bis Ende gelesen werden soll. Du kannst einfach nach Lust und Laune blättern“, steht im Vorwort. Und so blättern und stöbern wir mit den Kindern vor allem ein bisschen nach hinten. Denn beim ersten Durchblättern des Buches habe ich selbst lange auf ein erstes positives Gefühl gewartet: Dann endlich auf Seite 52! liegt ein Otter im See und strahlt „Zufriedenheit“ aus. Bis dahin hatte ich mich durch Ausgrenzung, Verzweiflung, Ekel, Scham, Einsamkeit usw. gelesen. Positive Gefühle werden natürlich auch vorgestellt, aber es sind deutlich weniger. Fühlen wir uns wirklich jeden Tag immer wieder so mies?, denke ich und grübele ein bisschen, während die Kinder sich vergnügt durch alle plakativen Zeichnungen blättern. Sie haben zu Langeweile einiges zu sagen, fragen, was genau Gleichgültigkeit und Respekt ist, fühlen mit den verletzlichen Fröschen (Mitleid oder Mitgefühl fehlt leider im Buch) und erzählen von ihrem Hund, der auch schon geklaut hat. Das Buch bietet sich zum Dialogischen Lesen an, wobei die anspruchsvollen Texte je nach Alter von den Vorlesenden erläutert oder vereinfacht werden sollten.
Das Buch mit seinen einprägsamen Texten und den wunderbaren Illustrationen regt alle Generationen zum Nachdenken an. Ich hätte mir allerdings ein paar mehr positive Gefühle gewünscht oder eine andere Mischung, beispielsweise Staunen vor S. 52.
Info
Text: Carolina Amell
Illustrationen: Marine Schneider
Kleine Gestalten 2025