Nacht über Frost Hollow Hall

Nacht über Frost Hollow Hall

Ich wunderte mich, wie still es hier war – eine unheimliche Stille, in der selbst das Atmen wie ein ohrenbetäubender Lärm klang. Vor uns war die Erde mit kleinen eisernen Grabsteinen übersät. Sie ragten wie Zähne aus dem Schnee, alle verrostet. Dazwischen standen hohe abgestorbene Grasbüschel … Was für ein elender Ort! (S. 15)

1881, England im Winter: Frost Hollow Hall ist ein düsterer Herrensitz, in dem eine ganze Familie trauert, seit der junge Lord Christopher (Kit) Barrington im nahegelegenen See ertrunken ist. Als Tilly und Will unerlaubt dort Schlittschuh laufen, bricht Tilly plötzlich ein und gerät unter das Eis. Aber Tilly stirbt nicht, denn ihr erscheint ein wunderschöner Jüngling im Wasser, der sie rettet und um Hilfe bittet. Als Tilly später einen Ring in ihrem Kleidersaum entdeckt, weiß sie, dass sie das Mysterium um Kits Tod lösen muss, damit sein Geist in Frieden ruhen kann.

Emma Carroll hat eine wunderbare viktorianische Geistergeschichte, einen gruseligen Schmöker für Kinder/Jugendliche geschrieben. Atmosphärisch dicht bietet „Frost Hollow Hall“ ein besonderes Lesevergnügen. Vorgelesen mit Tee und Plätzchen ist es für die Jahreszeit stimmungsvollste Fiktion, auf eine angenehme Weise spannend bis zur Gänsehaut. Ein Quentchen Charles Dickens, ein bisschen Downtown-Abbey-Setting, das Buch bietet aber nebenher auch historisch korrekt einen Einblick in das soziale Gefälle des viktorianischen Zeitalters. Wie lebten die armen Dorfbewohner, die reichen Adligen auf dem Landsitz und das Dienstpersonal mit seiner eigenen Hierarchie dazwischen.

Vor allem ist „Frost Hollow Hall“ aber eine gute Geschichte über Liebe und Verlust, über Trauer und darüber, wie Vergebung ein Schlüssel zur Genesung sein kann – für Kinder und alle anderen ab 10.

Info:
Autorin: Emma Carroll

Übersetzerin Gerda Bean
400 Seiten
Verlag: dtv junior 2019

Ab 10 Jahren


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