Keke

Keke

Bei Keke heißt die streunende Katze Max, bei Albertine aus dem Garten Minou, Obel-Jansons nennen sie Miss Marple und Herr Korn nennt sie Dreckskatze. Das ist der Katze egal, sie ist glücklich, wenn sie es warm hat und gestreichelt wird. Und Keke geht es wie der Katze, das Kind fühlt sich wohl in seiner Haut, denn es muss sich nicht den Erwartungen anderer anpassen. Aber hin und wieder stellt Keke die Frage doch: „Denkst du, wenn wir keine Menschen, sondern Zauberkraniche wären, dann wäre es ganz egal, ob man ein Junge, ein Mädchen oder ein Junge UND ein Mädchen ist? Also immer und überall?“

Keke erzählt in locker leichtem Ton von ihrem Alltag, von Begegnungen im Bus oder im Laden, von ihren Grundschulfreund:innen. Die Gedanken fließen vor und zurück, es wird erinnert, reflektiert und vorausgedacht. Ein amüsantes Kindertagebuch. Da aber auf dem Rücktitel des Buches das Wort „genderneutral“ zu lesen ist, wird die Aufmerksamkeit der Vorlesenden von vornherein auf das Besondere gelenkt, das vielleicht sehr lange unbemerkt geblieben wäre. Denn die Autorin spielt mit den Lesenden, den Namen, den Geschlechtern subtil und es wird sympathisch unaufgeregt eine Diskussion angestoßen. Interessant wäre es zu wissen, ob den Lesenden ein mehr des Wortes „Person“ überhaupt aufgefallen wäre. Paolo hat seinen Freund geheiratet, der Andrea heißt, weil er Italiener ist und die Astrophysikerin lebt vielleicht mit einer Frau. Keke bevorzugt Unisex-Toiletten, weil sich das Kind nicht zwischen Frauen- und Männerklos entscheiden kann. Die Autorin hat eine moderne Geschichte geschrieben, ohne Holzhammer und Dogma, die Kindern einfach gefällt, auch wenn sie Judith Butlers Gender Trouble nicht gelesen haben. Und es wäre schön, wenn Genderneutralität in die allgemeine Routine überginge und zukünftig kein Anstupser auf dem Klappentext mehr nötig wäre.

Beim Anschauen der vielen Illustrationen wird dann aber doch diskutiert, welches Geschlecht z. B. die Person mit Turban und Ukulele hat. Klar: Das ist eine „Frau, wegen der Ohrringe“. Also ist die Gesellschaft wohl doch noch nicht soweit. Klischees sind verankert, Vorurteile sitzen fest und Hinweise sind wohl nötig, um traditionellen Geschlechterrollen in Kitas und Schulen entgegenzuwirken.

Andere Länder sind da schon weiter. In Stockholm kann sich „Egalia“, der erste genderneutrale Kindergarten, vor Anmeldungen nicht retten.

Info
Text, Illustration, Satz und Layout: Klara Kapprell; Korrektorat Gloria Dimmel
Wien ACHSE Verlag 2022


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