A Haunting in Venice

A Haunting in Venice

Hercule Poirot hat sich in Venedig zurückgezogen. Er gießt seine Blumen und isst Pralinen, alle Anfragen Kriminalfälle zu lösen, seinen sie noch so mysteriös, lehnt er ab. Bis seine gute Freundin Ariadne Oliver ihn an Halloween mit einer Séance in einem Spuk-Palazzo ködert; die Opernsängerin Rowena Drake hofft über ein Medium mit ihrer verstorbenen Tochter zu kommunizieren. Poirot, ganz Intellekt, glaubt natürlich nicht an das Übersinnliche, überführt das Medium schnell des Schabernacks und hält das Ganze für ausgestanden – bis er selbst knapp mit dem Leben davon kommt und das Medium ermordet wird. Das Haus wird abgeriegelt, während draußen ein Unwetter tobt und die Seelen der im Haus Verstorbenen in den Rohren flüstern. Bald ist sich sogar Poirot nicht mehr sicher, ob hier nicht doch eine geisternde Parallelwelt existiert.

Kenneth Branaghs dritte Agatha-Christie-Verfilmung ist ein wunderbarer Film (und der beste der Reihe), um es sich mit Decke und Plätzchen auf dem Sofa gemütlich zu machen. Herausragende Schauspieler:innen, ein beeindruckender venezianischer Palazzo, Halloween und Masken: ein Gothic Horrow Movie auf hohem Niveau. Viele Ingredienzien eines klassischen Horrorfilms sind zu entdecken, fehlfunktionierende sanitäre Anlagen, fallende Kronleuchter, wehende Gardinen, aber dennoch ist dieser Film auch Agatha Christie gerecht und – dem Regisseur geschuldet – sehr englisch kultiviert. Durch das kammerspielartige Setting, eine Nacht, ein Haus, bleibt mehr Raum für die inneren Konflikte aller Figuren (als die Typen der Romane je hergaben), zwischen Rationalität und Materialität, Angst und Neurose, Liebe und Gier. Sogar Kenneth Branagh, bei aller überbordenden Spiel- und Regiefreude, nimmt sich zurück und spielt Hercule Poirot überzeugend besonnen.

Da die Geschichte erstaunlich komplex erscheint und der Palazzo einen weiteren Blick lohnt, haben wir den Film schon zweimal mit Vergnügen geschaut. Bei der Altersfreigabe ab zwölf sollten die Älteren aber genau überlegen, der Film ist nichts für sensible Kindergemüter.


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