Agency for Scandal

Agency for Scandal

Isobel Stanhope wird von einer geheimen Organisation angeheuert, die Frauen zu ihren Rechten verhilft. Im viktorianischen England sind die meisten Frauen vom Wohl und Wehe ihrer Ehemänner, Väter, Brüder abhängig, die Offenlegung eines Skandals hilft hier, Gelder in die richtigen Hände zu verschieben. Da ist es von Vorteil, dass Izzy sich wie Jane Eyre „arm, unbedeutend, schlicht und klein“ fühlt und auf Bällen, in Opernlogen oder bei Teegesellschaften übersehen wird. So kann sie mithören, Schlüsse ziehen, notieren – und gelegentlich sogar ein Schloss knacken. Leider bemerkt sie auch der Duke of Roxton nicht, in den sie verliebt ist, seit sie ihn heimlich in einem nassen Hemd beobachten konnte. Reich, äußerst angesehen und begehrtester Junggeselle der Saison, spielt er in einer anderen Liga. Bis ein Fall sie zusammenführt und sie als vermeintlich jung verheiratetes Paar ins Yorkshire geschickt werden.

Das Buch ist ein herrlich amüsantes Abenteuer, ein wunderbarer Schmöker, der einfach gute Laune macht. Natürlich ist absehbar, wie die Romanze ausgeht, aber bis dahin gibt es unterhaltsame Dialoge, Messerstechereien, Schurken mit Weltherrschaftsambitionen, wertvolle Broschen und Tresore, die (fast) nicht zu sprengen sind. Wir lesen vergnügt von Ballgarderoben, die bei der Schneiderin noch blassrosa aussahen, im Lüsterlicht aber grellpink und damit unmöglich wirken, oder wie jemand sich so ungeschickt wegschleicht, dass er doch von allen beobachtet wird. Die engagierte Hauptfigur überzeugt als Tochter eines Barons wie als junger Rüpel aus der Arbeiterschicht, als Mitarbeiterin im Finkennest sind eben viele Rollen gefordert. Und immer wieder finden wir die Vorlagen der englischen Klassiker: die Brontes, Dickens, Austen – wer sucht, der findet hier Mr. Darcy. Wir entdecken auch eine modernisierte feministische Variante von Georgette Heyer oder von Bridgerton ganz ohne Sex.

Erfreulicherweise hat der Verlag für Frühjahr 2025 einen weiteren Lesespaß der „Scandal-Reihe“ angekündigt.

Info
Autorin: Laura Wood
Übersetzung aus dem Englischen: Petra Koob-Pawis
Fischer Sauerländer 2024


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