Blackout Island

Blackout Island

Von einem Tag auf den anderen ist Island von der Außenwelt abgeschnitten. Das Internet fällt aus, Anrufe ins Ausland sind nicht mehr möglich und der Kontakt zu allen Schiffen und Flugzeugen bricht ab, sobald sie die Landesgrenzen überschreiten. Zunächst bewahren alle noch Ruhe, gehen weiterhin zur Arbeit und hoffen auf Neuigkeiten. Schnell verändert sich jedoch die Stimmung im Land. Geld verliert seinen Wert, Essen und Benzin sind die neue Währung. Die Regierung greift immer mehr in das öffentliche und private Leben der Menschen ein, die Polizei bekommt mehr Rechte und kritische Journalisten verschwinden. 

Anhand von einigen persönlichen Geschichten, wird Blackout Island für die Leser/innen präsentiert: Svangi, der abgeschnitten auf einem verlassenen Hof lebt, nur mit Hund und einigen Schafen. Hjalti ist Journalist der Lokalzeitung und verfolgt alle Geschehnisse erster Hand mit. Bald wechselt er doch über in die Regierung (schließlich bekommen die ordentliches Essen und Benzin), um dort als Pressesprecher Fake-News und Lügen unter die Bürger zu bringen.
Hjaltis Ex-Freundin Maria erfährt am eigenen Leib, wie sich die Gesellschaft verändert, sobald Essen und Medikamente knapp werden. “Isländer zuerst”, heißt es bald überall und als Einwanderin mit Kindern von Ausländern ist ihr Leben und das ihrer Kinder bald immer weniger wert.

In Blackout Island malt Sigríður Hagalín Björnsdóttir ein bedrückendes Endzeit-Szenario voller Einsamkeit, Härte und Hoffnungslosigkeit, das einen atemlos und erschreckt zurücklässt. Die Autorin baut die Stimmung geschickt auf, mit jeder Seite wird sie bedrohlicher und unheimlicher und lässt Schlimmstes erahnen. Besonders gruselig sind die Zustände, in der wir unsere eigene Realität beziehungsweise unsere Nahe Zukunft wiederkennen. Die Bewegung “Isländer zuerst” ist zu ähnlich mit Trumps Amerika, der AfD, dem allgemeinen Rechtsruck unserer Gesellschaft, als das man sie als reine Fiktion abtuen kann und lässt Blackout Island prophetisch leuchten. Auf den knapp 300 Seiten kommt Björnsdóttir komplett ohne Anführungszeichen aus, trotz hitziger Dialoge, was die Leseerfahrung irgendwie noch intensiver gestaltet. Blackout Island ist ein sehr lesenswertes Buch über eine — hoffentlich in weiter Ferne liegende — Zukunftsvision. 

Info:
Blackout Island

Sigríður Hagalín Björnsdóttir
Aus dem Isländischen von Tina Flecken
Erschienen: 13.08.2018
suhrkamp taschenbuch, 276 Seiten


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert