Der Sohn des Odysseus

Der Sohn des Odysseus

Telemachos wartet schon sein ganzes Kinderleben darauf, dass sein Vater Odysseus, König von Ithaka, endlich zum ihm und seiner Mutter zurückkehrt. Nachdem Odysseus geholfen hatte, den Krieg um Troja durch eine List zu beenden, sollte er längst als gefeierter Held in der Heimat wieder seinen Rang einnehmen. Denn am Hof wird die Situation langsam unerträglich, jede Nacht sitzen Männer im Festsaal und zechen und saufen auf der Königin Kosten. Die Freier bedrängen Penelope, Odysseus endlich für tot zu erklären und einen von ihnen als Gemahl und neuen König zu bestimmen.

Annika Thor gibt dem griechischen Mythos um den Sohn des Odysseus und der Penelope eine erfrischend neue Richtung. Zwar wird Homers Dichtung beibehalten, indem die Kinderfrau dem 11-jährigen Telemachos von den zahlreichen Abenteuern seines Vaters erzählt, das Gewicht des Romans liegt aber auf den Eindrücken und Beurteilungen des Jungen, den die Autorin sich zu einem der ersten Pazifisten weiterentwickeln lässt. Während er als ein schmächtiges und eher ängstliches Kind geschildert wird, das sich ungern auseinandersetzt und rauft, wird gleichzeitig überzeugend an der Überhöhung des Heldenstatus gerüttelt. Hier sind die Helden streitbare Unruhestifter, große Kinder mit ADHS und übersteigerter Lust auf Abenteuer, oder verwirrte Männer, die beim Kämpfen einfach zu oft am Kopf getroffen wurden. Das ist lustig, macht Spaß und erfüllt mit Schadenfreude. Die Frauen sind diejenigen, die die Fäden ziehen, intelligent genug, um Länder zu Fortschritt und Wohlstand zu bringen. Die Göttinnen mischen auch noch mit, wechseln ihr Geschlecht, wie es passt. Der Sohn des Odysseus ist ein feiner und leicht lesbarer Entwicklungsroman, aber gleichzeitig ein Abenteuerbuch voller Ungeheuer, Sirenen, ränkischer Zauberinnen, Götter.

Das Buch ist wunderschön gestaltet, sowohl das Cover als auch die Illustrationen von Ishtar Bäcklund Dakhil sind erstklassig. Das Buch liest sich nicht nur gut, wir schauen es auch noch gerne an.

Info

Autorin: Annika Thor
Übersetzung: Birgitta Kicherer
Illustrationen Ishtar Bäcklund Dakhil
Verlag Urachhaus 2021


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