Unser Sommer am See
Agda, Nick und Jula machen mit Papa Urlaub auf dem Krähenriegel. Was macht man bloß drei Wochen im Bayerischen Wald, im einsamsten Haus, das Claus im Internet finden konnte? Aber die Ferien werden dann doch zu einem einzigen Abenteuer – was auch ein bisschen daran liegt, dass sich der tollpatschige Papa mit seiner „berüchtigten Neigung zu Kleinkatastrophen“ gleich am ersten Tag verletzt und das Bein auf dem Sofa hochlagern muss; seine familiären Urlaubspläne enden an der Zimmertür. Der geheimnisvolle Hausanbau, die mumifizierte Katze, fehlende Schlüssel und am Ende ein verschwundener Nick sorgen also für magische Ferien ohne störende Erwachsene.
Die Autorin hat im Anhang selbst erklärt, dass sie beim Schreiben auch an Saltkrokan und Rasmus und der Landstreicher dachte. Und tatsächlich: Claus ist eines Melker Melkerssons würdig, wie auch der freundliche Landstreicher, der nur im Sommer walzt, „Gottes Zaunkönig“ ebenbürtig ist. Hier sind im besten Lindgren’schen Sinne die Kinder die Akteure, die ihren eigenen Urlaub gestalten und mit Widrigkeiten umgehen können, durch ihre besonderen Charaktereigenschaften. So befragt Agda gerne Bruce Lee, bevor sie Wing Tsun praktiziert, Nick ist voller Entdeckergeist und wird Schatzjäger. Jula lebt in ihrer eigenen magischen Welt, sie kommuniziert mit Baystet, der mumifizierten Katze (Bastet+Bayern=Baystet), die sie in einer Bodendiele gehoben hat. Sprachlich anspruchsvoll und atmosphärisch dicht ist die Hommage an Astrid Lindgren gelungen, hier allerdings noch zusätzlich gewürzt und ergänzt durch viel absurden Humor.
Erste Liebe, nicht zu dramatische Entwicklungen, viel Sommerfeeling und passende Landschaftsbeschreibungen: Ein Buch in dem die Lesenden finden, was der Titel verspricht.
Info
Autorin: Nikola Huppertz
Thienemann 2022