Auf der Suche nach Emily McCrae

Auf der Suche nach Emily McCrae

Lily ist mit ihrer Mutter in eines dieser Küstenstädtchen von der Kategorie „Bloß nicht blinzeln, sonst hast du es verpasst“ gezogen, sie langweilt sich zu Tode und ist täglich missgelaunt. Ihre Lehrerin, die findet, dass Lily sich selbst im Wege steht, stellt ihr eine ungewöhnliche Hausaufgabe: Sie soll auf eine Person zugehen und wengistens ein „Hallo“ schaffen. Zum Glück trifft sie auf Sam, die mit Kontaktversuchen weniger Probleme hat und sogar noch einen Freund im Schlepptau hat. Zu dritt durchstöbern sie das seltsame Museum einer Emily, forschen zu deren Verschwinden vor 20 Jahren und suchen einen Schatz – nach dem auch eine finstere Gestalt sucht. Die Recherche verscheucht zwar die Novembertrübnis, bringt die drei aber in tödliche Gefahr.

Die Autorin ist Schottin und weiß, wovon sie abenteuerlich schreibt. Sie schafft eine so wunderbare Szenerie eines vernieselregneten engen Städtchens im Spätherbst, dass die Lesenden vermutlich die Tropfen im Gesicht spüren und zu frösteln beginnen. Es gibt Höhlen, in denen das Wasser ansteigt, Treppen, die ins Ungewisse führen, Leuchttürme mit Spinnweben und ein verstecktes Museum, das nur zufällig zu finden ist. Es ist vor allem die Atmosphäre, die das Buch so besonders macht, wenngleich auch den Charakteren genug Raum gegeben wird; die Kinder sind rebellisch, enthusiastisch, engagiert und natürlich mutig. Sams superunterhaltsame Väter, Lilys Mutter liefern den hellen wohnlichen Rückzugsort als Gegenpart zur düsteren Spurensuche außer Haus. Dass Emily keine imaginäre Person ist, erfahren die Lesenden schon auf Seite 19, der Roman führt hier zwei Zeitebenen zusammen, ohne zuviel zu verraten. Wie gut die losen Fäden sich letztendlich verknoten, zeigt das Ende. Tatsächlich werden alle offenen Fragen zum Schluss beantwortet, mit einem überraschenden Dreh – der vielleicht fast zu versöhnlich ist.

Was können wir von einer spannenden Herbstlektüre mehr erwarten, als Krimi-Trail und Lost Place in einem alten schottischen Piratennest. Schon das Cover lädt die Kinder ein, das Buch zur Hand zu nehmen und selbst zu lesen oder sich vorlesen zu lassen.

Info:
Autorin: Fiona Longmuir
Aus dem Englischen von Bianca Dyck
Knesebeck Verlag 2023


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