Das Mädchen, das in den Wellen verschwand

Das Mädchen, das in den Wellen verschwand

Seit vielen Jahrzehnten wüten entsetzliche Stürme und zerstören die Lebensgrundlage der Menschen in Minas Heimat. Eine Legende besagt allerdings: Wenn der Meeresgott eine Gefährtin findet, wäre das Meer besänftigt und es würde Ruhe einkehren. Jedes Jahr wird also das klügste und schönste Mädchen ins Meer gestoßen und dem Meeresgott angeboten, aber auf die Unwetter wirkt sich das immer nur kurz aus. Als Cheong ausgewählt wird, die Minas Bruder Joon über alles liebt, opfert sich Mina spontan und stürzt sich in die Fluten. Das Ritual wird damit allerdings gestört und die Geisterwelt ist alarmiert. Wird tatsächlich Mina den Fluch brechen können – zu jung, nicht schön oder außergewöhnlich?

Märchenhaft wird es, wenn sich die jüngeren Geschwister aufmachen, um gegen „Drachen“ zu kämpfen; denn allein Tapferkeit und eine gewisse Naivität sind deren Stärke. Hier ist Mina bereit, etwas zu versuchen, mit dem Kopf voller überlieferter Geschichten ihrer Großmutter, aber ohne eine Ahnung, was sie erwarten könnte. Es ist nicht der Tod, auch wenn sie als Mensch plötzlich in eine unglaubliche Geisterwelt gespült wird. Und das ist, was den Roman lesenswert und spannend macht: Ein wunderbares/wunderliches Setting, magische Wesen, eine Liebesgeschichte, die ein wenig an Stolz und Vorurteil erinnert. Äußerst ideenreich ist die Parallelweit ausgestattet, es gibt überraschende Wendungen, spannende Momente, tragische Zerwürfnisse und ein gutes Ende für alle Figuren. Interessant sind auch die belletristischen Ausflüge in die südkoreanische Mythologie, Götter und Göttinnen, die Partei ergreifen, Zeremonien, um genau diese Gottheiten friedlich zu stimmen. Nicht immer erschien mir schlüssig, wer mit wem durch das „rote Band“ schicksalhaft verbunden ist, aber das ist nebensächlich, vermutlich erklärt sich bei reduziertem Lesetempo sogar diese Facette.

Info
Autorin: Axie Oh
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Nadine Mannchen
Loewe Verlag 2023


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