Män­ner in mein­er Sit­u­a­tion

Män­ner in mein­er Sit­u­a­tion

Arvid Jansen ist geschieden und suhlt sich im Selb­st­mitleid; schließlich ist er Schrift­steller und sein Leben hat ja tragis­che Momente. Er fährt durch die Oslo­er Win­ter­dunkel­heit, über­nachtet im Auto, trinkt zuviel und lässt sich auf One-Night-Stands ein, die noch mehr Leere hin­ter­lassen, wo er doch Wärme und Ein­klang sucht. Die Nähe find­et er auch bei seinen drei Töchtern nicht, seine Unfähigkeit zur Empathie stört die Verhältnisse.

Per Pet­ter­son ist ein bril­lanter Schrift­steller, sein früheres Buch „Pferde stehlen“ war ein Meilen­stein in der nor­wegis­chen Lit­er­atur. Der neue Roman mit seinem Protagonisten/Alter Ego Arvid Jansen ist zum Glück wieder ein sehr gut geschriebenes Buch mit Atmo­sphäre, so dass die Leserin dabeibleibt. Ein melan­cholis­ches Road­book, mit tris­ter Grund­stim­mung, dun­klen Bars und gekräusel­tem Zigaret­ten­rauch. Allerd­ings ist „Män­ner in mein­er Sit­u­a­tion“, ein Mann und eine Sit­u­a­tion zuviel. Die nor­wegis­che Prosa ist derzeit voller Män­ner, die sich lust­woll ihrer Innen­schau und ihrem See­len­leben ergeben, dieser psy­chol­o­gis­che Exhi­bi­tion­is­mus (man denke an fast 6.000 gut geschriebene Seit­en Knaus­gard) nervt langsam. Per Pet­ter­son hat nach einem Werk über die Beziehung zum Vater (“Nicht mit mir”), einem weit­eren zur Mut­ter, zu einem Fre­und und nun zu Exfrau und Kindern eigentlich an Zwis­chen­men­schlichem alles abge­grast, so dass wir ges­pan­nt sein dür­fen auf sein näch­stes Buch. Lit­er­arische Qual­ität besitzen sie schließlich alle. Den­noch ist „Män­ner in mein­er Sit­u­a­tion“ jet­zt nur noch Zeitver­schwen­dung und kommt ein paar Jahre zu spät.

Info:
Per Pet­ter­son — Män­ner in mein­er Sit­u­a­tion
Aus dem Nor­wegis­chen von Ina Kro­nen­berg­er
Hanser Ver­lag, 288 Seiten


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