Mondscheindrache und Monsterschreck

Mondscheindrache und Monsterschreck

Ein riesiger Vollmond scheint in Philipps Zimmer, der ihn am Schlafen hindert, und plötzlich raschelt es auch noch. Zitternd versteckt Philipp sich unter seiner Decke und linst durch den Spalt. Weiße Buchseiten werden wie von einer unsichtbaren Hand umgeblättert. „Schnauf“ und „Plumps“, aus dem Buch kriecht ein winziger Drache, verfolgt von einem bewaffneten weißen Ritter auf Drachenjagd, ebenfalls so klein, dass er in Buchseiten passt. Philipp „der Riese“ eilt dem Drachen zu Hilfe und packt den Ritter kurzerhand am Schlafittchen. Die Verhältnisse verschieben sich allerdings, als Philipp auf die Größe des Kontrahenten schrumpft und dazu noch ungeübt in der Schwertkunst ist.

Der Mondscheindrache (in Blau) ist die längste von vier älteren Cornelia-Funke-Geschichten, die in einem (neu-)artigen Band präsentiert werden. Die „Digital Natives“, an schnelle, visuelle Medien gewöhnt, sollen auf ihrem Leselevel vom Buch gelockt und eingeholt werden. Ein Wow! sollen die Bücher bei den Lesenden und Schauenden erzeugen. Sprachlich angelehnt an Comics, mit viel Lautmalerei und Sprechblasen, Großbuchstaben und großer Schrift, richtet sich der Mondscheindrache vor allem an Erstlesende und Jüngere, denen vorgelesen wird. Das Konzept des Verlags geht auf: Das Layout ist wunderbar, die Art der Präsentation ist modern und einladend, die Ausstattung ist hochwertig und die Zeichnungen von Daniela Kohl sind kindgerecht, ansprechend und hübsch. Dem Buch mangelt ist nicht an Haptik und Farbe – jede Seite ist farbig unterlegt und liebevoll illustriert. Es sind die Geschichten, die in den Seiten stecken und die nicht ausreichen für eine uneingeschränkte Empfehlung. Der Mondscheindrache ist ganz nett, der Buchtroll mochte die Geschichte und hat vor- und zurückgeblättert und sich an den Bildern erfreut. Aber die drei anderen Storys „Gragobatz (in Grün), Das Monster im Kühlschrank (in Orange) und Das Monster vom blauen Planeten (nicht in Blau, sondern lila) sind viel zu dünn, da hilft auch ein erhobener Zeigefinger nicht (Wer ist das Monster?). Diese drei Kurzgeschichten werden hier nur durch die Gestaltung gerechtfertigt und sind eigentlich verzichtbar. Wir hätten von Cornelia Funke mehr literarische Substanz erwartet.

Info:
Cornelia Funke
Durchgehend farbig illustriert von Daniela Kohl
Loewe Wow!, 2020
128 Seiten
Ab 5 Jahren




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