Adalbert Stifter: Bergkristall

Adalbert Stifter: Bergkristall

Sanna und Konrad verirren sich auf dem Rückweg von ihrer Großmutter im verschneiten Gebirge, sie müssen die Nacht in einer eisigen Höhle verbringen. Ein „Wunder“, dass die Kinder nicht eingeschlafen und erfroren sind. Am Morgen des nächsten Tages werden die Kinder unversehrt von Rettungstrupps gefunden. Die Bewohner*innen der beiden Bergdörfer, die sich bislang als Fremde angesehen haben, versöhnen sich, alte Fehden werden überwunden und es kann Weihnachten werden.

Adalbert Stifters „Bergkristall“, erschienen im Urachhaus, hat erst einmal Umfang und Format eines Bilderbuches für Leseanfänger*innen oder kleinere Kinder. Davon sollten die Interessenten sich aber nicht täuschen lassen. Beim Bergkristall handelt es sich um eine biedermeierliche, zutiefst religiöse Weihnachtserzählung, die zwar „behutsam gekürzt“, deren Originalsprache aber beibehalten wurde und die sehr lange braucht, bis sie die Zielgruppe einholen kann. „Spannend wird die Geschichte ja erst, wenn die Kinder am Heiligen Abend ins Nachbardorf aufbrechen und sich dann in Schnee und Kälte verirren, weil die „Unglückssäule“ umgestürzt ist und sie die Orientierung verlieren. Die Illustrationen von Maren Briswalter sind allerdings ganz zauberhaft und führen die Geschichte gedanklich weiter, intensivieren sie geradezu, indem sie über die Landschaftsmalereien die Gefühle ausdrücken, die in Stifters Geschichte eigentlich nur eine untergeordnete Rolle haben. So winzig klein erscheinen die erschöpften Kinder vor der dramatischen Winterlandschaft, atemberaubend und gleißend ist das „Nordlicht, der Heilige Christ, der Weihnachtsstern oder was auch immer“. So gerne die Rezensentin die Buchtrolle und Kirschprinzessinnen mit Literatur vertraut macht, leichter ist hier, die Geschichte zu erzählen oder Textstellen herauszugreifen, sich die Erzählung also zu erarbeiten und immer wieder die Zeichnungen anzuschauen. Gesprächsstoff gibt es dann genug, über bäuerliche Bräuche im 19. Jahrhundert, über Freundschaften, Vorurteile, Läuterung usw. Ein schönes Buch für Literaturliebende mit Zeit – und natürlich deren Kinder.

Info
Autor: Adalbert Stifter, Illustrationen: Maren Briswalter, Textbearbeitung: Diethild Plattner
Verlag Urachhaus 2020
Gebundene Ausgabe: 32 Seiten


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