Hush – Verbotene Worte

Hush – Verbotene Worte

Seit Shaes Bruder ein Opfer des Blauen Todes wurde, lebt sie mit ihrer Mutter am Rande eines armseligen Dorfes, von den meisten Bewohner:innen gehasst und gefürchtet. Denn nur wer Geschichten erzählt, liest oder schreibt, wird von der Krankheit befallen. Bücher sind gefährlich, Tinte kann tödlich sein. Hat die Dürre das Dorf getroffen, weil auch die Schwester die Regeln bricht? Die Herrscher im Land, die charismatischen Barden, segnen ja nur die gehorsamen Dörfer mit einer Beschwörung. Und tatsächlich, was keiner weiß: Shae hat eine besondere zauberische Kraft; was sie auf Tuch stickt, wird wahr. Als man neben ihrer ermordeten Mutter ein Bardenmesser findet, treibt Shae der Wunsch nach Rache und die Suche nach Antworten in das Epizentrum der Macht, ins Hohe Haus. Auf der Burg wird sie allerdings als neues Mitglied der Bardenkaste von Lord Cathal persönlich protegiert und als sich das Netz um Shae zuzieht, ist es schon fast zu spät, sich für eine Seite zu entscheiden.

„Hush“ ist der erste Teil einer „Fantasy-Dilogie“, gut geschrieben, lesenswert, würde aber vielleicht in der Fülle des sich ständig erweiternden Genres gar nicht herausstechen, wenn sich nicht die Geschichte eines Kindheitsdramas um die Autorin Dylan Farrow ranken würde. Die Tochter von Mia Farrow und Woody Allen merkt selbst im ausführlichen Anhang ihres Roman-Debüts an: dass „meine Familie von einem mächtigen Menschen bedrängt wurde, der entschlossen war, unser Leben und unsere Glaubwürdigkeit zu zerstören.“ Schon als Kind empfand sie wohl Sprache und Schrift als zauberisches Formelgebilde für Manipulation und Täuschung. Damit bietet sie den Leser:innen ungefragt eine komplexe Interpretation des Romans, die so vielleicht gar nicht gewünscht ist. Aber es geht in „Hush“ glücklicherweise nicht einfach nur um die Guten oder die Bösen: Shaes Sicht der Dinge ist uneindeutig, die Barden sind komplexere Gestalten und die Dorfbewohner:innen sind nicht nur Trottel, sondern können auch loyal sein.

Ich bezeichne mich durchaus als eine Fantasy-Laiin, das Buch hat mich aber ausnehmend gut unterhalten und das wird der abschließende, nächste Band sicher auch tun.

Info
Autorin: Dylan Farrow; aus dem Amerikanischen übersetzt von Alexandra Ernst
Loewe Verlag 2021
ab 14 Jahren
416 Seiten


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