Interview mit Cornelia Funke

Interview mit Cornelia Funke

Wir lieben Die Wilden Hühner! Als das erste Buch um die Mädchenbande erschien, war ich ungefähr zehn Jahre alt und Sprotte, Trude, Melanie und Frieda wurden schnell zu literarischen besten Freundinnen. Vier weitere Bücher folgten sowie Verfilmungen. Jetzt ist 20 Jahre später ein „Wilde Hühner Hörspiel“ erschienen, das sicher neue Generationen von Hühner-Fans hineinwachsen lässt. Im Interview erzählt uns Cornelia Funke über die Entstehung der Wilden Hühner, Vorbilder und das neue Hörspiel.

In unserer Familie liebt jetzt schon die dritte Generation „Die wilden Hühner“. Die Oma, Jahrgang 1958, hat das Buch den Töchtern sehr gerne vorgelesen, die die Bücher jetzt ihren Kindern vorlesen. Und wir mögen die Reihe so sehr, dass wir für Regentage Zweitexemplare im Gartenhaus haben.
Ach, sind das wunderbare Nachrichten für eine Geschichtenerzählerin! 🙂 DAS mit dem Gartenhaus macht mich besonders glücklich! 🙂

Wie kam es dazu, dass sie neben den vielen Büchern mit und über fantastische Wesen, eine Buchreihe über jüngere Schulkinder und deren Alltagsprobleme geschrieben haben?
Daran war eine Lektorin schuld, die eines Tages in meinem Garten zu mir sagte: Kannst du bitte EIN Buch schreiben, in dem keine Feen oder Zwerge vorkommen? Worauf ich fragte: wozu denn das? Das wird doch so langweilig! Aber dann hab ich es doch versucht und alles einfließen lassen, was ich von meinen Hühnern gelernt hatte und noch ein paar Geschichten, die mein Mann und meine Mutter über ihre Großmütter erzählt haben. Außerdem habe ich mich von vielen Kindern und Eltern inspirieren lassen, die mir als Sozialarbeiterin auf dem Bausileplatz von Hamburg Tegelsbarg begegnet sind.

Sie sprechen ja in den Büchern ganz nebenbei auch viele Probleme an, so wird einer der Pygmäen von seinem Vater verprügelt, Melanies Vater wird arbeitslos, Sprottes Mutter verliebt sich immer wieder in Männer, die nicht zu ihr passen.
Ja, das wurde mir von einigen Kritikern vorgeworfen: Man kann doch so dunkle Themen nicht in einem so leichten Buch ansprechen! Aber ich finde, dass das Leben genau so ist: das Dunkle neben dem Hellen, das Leichte neben dem Schweren, und zum Glück sind meine Leser:innen auch der Meinung

Wir mochten vor allem auch die starken weiblichen Persönlichkeiten. Die alleinerziehende Mutter, die knarzige Oma, die ihre Hühner mit dem Gewehr verteidigt. Haben Sie diese Vorbilder aus Ihrem Leben gegriffen?
Ja, Sprottes Mutter ist einer Mutter nachempfunden, die ich auf dem Bauspielplatz getroffen habe, wo ich mal gearbeitet habe, und die mich immer als alleinerziehende Mutter beeindruckt hat. Und die Großmutter ist der Großmutter meiner Mutter und der meines Mannes nachempfunden. Der Name Slättberg war der Mädchenname seiner schwedischen Mutter. 🙂

Ich kann mich nicht erinnern, dass es in den 1990ern noch in einem anderen Kinderbuch eine Liebesbeziehung zwischen zwei Mädchen gab. Wieso bei Ihnen?  
Ich fand das ganz selbstverständlich und hab gar nicht darüber nachgedacht, dass das ungewöhnlich war. Ich war es einfach leid, noch eine Liebesgeschichte zwischen einem Jungen und einem Mädchen zu erzählen. Was, dachte ich, wenn Wilma sich in ein Mädchen verliebt? Liebe ist Liebe und aufregend und wunderbar in vielen Formen. Es hat mich dann sehr berührt, welche Reaktionen ich auf dieses Thema bekommen habe – Frauen, die ihre Freundinnen heirateten, weil das Buch ihnen Mut gemacht hatte und vieles mehr. Danke, Wilma! 🙂

Wird diese Hörspielreihe für alle fünf (oder sogar sechs) Bücher weitergeführt? 15 oder 18 CDs sind ja ein riesiges ambitioniertes Projekt. Gefallen Ihnen die Songs?
Ich finde die Hörspiele so ein aufregendes Projekt und fühle mich so geehrt, dass so viele junge Musiker:innen mitmachen wollten! Und es sind sogar ein paar Beats meines Sohnes dabei. 🙂 Also, ja, das Ganze freut mich ungemein und ich hoffe doch sehr, dass es alle Bücher geben wird!

Das hoffen wir auch! Vielen Dank für das Interview.

Foto: (c) Michael Orth

Info
Autorin: Cornelia Funke
Regie: Eduardo Garcia & Dominik Oppon
Hörspiel-Adaption: Arne Gedigk
Musik: German Wahnsinn

Als Sprecher:innen u. a. Anne Moll, Chloe Lee Constanin, Malin Steffen, Leonie Landa, Alexandra Kurzeja, Alicia Warns, Lino Kelian, Daniel Kirchberger, Lino Böttcher, Florian Marissal


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