Die schmutzigen Geheimnisse von Foulsham – Die Iremonger-Trilogie

Die schmutzigen Geheimnisse von Foulsham – Die Iremonger-Trilogie

Lucy Pennant, ehemals Dienstangestellte in Heap House, dann Knoff, und Clodius Iremonger, Enkel des Clanchefs und eine Zeitlang halber Souvereign, konnten sich in Menschen zurückverwandeln. Entsetzt von den Verhältnissen in Foulsham, wo der Dreck meterhoch steht und wo Kindern der Atem abgezogen wird, um humanoide Subjekte zu vermenschlichen, versuchen die frisch vereinten Liebenden eine Rebellenarmee zusammenzustellen, um sich gegen die Machenschaften der Iremongers zu stellen. Queen Victoria fackelt allerdings nicht lang. Sie verfügt: Foulsham niederzubrennen. Viele Menschen sind also auf der Flucht vor den Flammen und London ist nah.

Gegen Careys Vororte wirkt das Dickens’sche viktorianische England wie ein Bullerbü. Nie war eine Szenerie so düster, so schmutzig, voller Ratten, so bösartig – und doch so faszinierend spannend und überaus seltsam. Die Story in Band 2 der Trilogie entwickelt sich weiter wie der Größenwahn der Iremongers, die Geschehnisse rücken immer mehr an die Großstadt heran. Heaphouse, Foulsham, London, dann soll Europa dem Müllimperium unterworfen werden, die Mauer bricht ja sowieso. Wieder verschwinden die Grenzen zwischen Menschlichem und Nützlichem, zwischen Subjekt und Objekt. Wer vom Virus erfasst wird, verschwindet als Homo sapiens und wird von anderen als Haarnetz oder Kaminaufsatz entdeckt. Das ist aberwitzig und unterhaltsam. Wunderbar liest sich, wie Lucy versucht, Binadit zu reinigen und Schicht für Schicht von ihm ablöst: „Was ich zuerst für sein Haar gehalten hatte, waren in Wirklichkeit alte Teile einer geflochtenen Fußmatte.“ Und er trägt noch weitaus mehr Klebriges und Riechendes mit und um sich herum, bis ein Benedikt aus ihm wird.

Band 2 kann wieder als sprachliches Kunstwerk gelesen werden, allerdings dem Inhalt zu folgen, ohne den Vorgänger präsent zu haben, ist nicht ganz einfach.

Die Illustrationen sind wieder angenehm gruselig, da fehlt dem Gestaltenwandler schon mal die Nase und dem ausgezehrten „Schneider von Foulsham“ möchte man doch lieber nur in Objektform begegnen.

Das Buch ist wunderbar zum Einkuscheln und Genießen. Allerdings sollte die Lesenden mindestens jugendlich sein.

Info
Text und Illustrationen: Edward Carey
Aus dem Englischen von Ulli und Herbert Günther
Knesebeck 2022


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