Darja und der Puppendoktor
Darja ist mit ihrer Familie aus der Heimat geflohen. Zum Glück ist in der Nähe ein schöner Park, es ist Frühling, es gibt Vögel, Eichhörnchen und einen Ententeich. Jeden Tag verbringt auch ein alter Mann seine Mittagspause auf der Bank im Park, der sie an ihren Opa in der Ferne erinnert. Darja und der Puppendoktor freunden sich an, und das Mädchen erzählt ihm von ihrer allerliebsten Puppe Alla, die auf der Flucht verloren gegangen ist, geblieben ist ihr nur ein Schuh. Und plötzlich bekommt Darja immer wieder Briefe von ihrer Puppe, denn die macht eine lange Reise und hinterlässt die Briefe bei dem Puppendoktor, der einmal ihr verletztes Bein geheilt hat.
Diese berührende Geschichte beruht auf einer wahren Geschichte, die Franz Kafkas Partnerin Dora Diamant überliefert hatte. Anfang der zwanziger Jahre kam der kranke Schriftsteller regelmäßig in den Steglitzer Stadtpark in Berlin, dabei soll er einem weinenden Mädchen begegnet sein, das seine Puppe vermisste. Kafka tröstete es: Die Puppe sei nicht verloren gegangen, sondern nur auf Reisen. Kafka ging nach Hause, schrieb einen Brief, traf das Mädchen am nächsten Tag wieder und las ihm auf einer Parkbank von den Abenteuern der Puppe vor. Und das viele Male.
Das ist an sich schon eine schöne Begebenheit. Diese Geschichte hier ist aber noch erweitert worden um das Thema der Migration und des Verlustes. Das Mädchen trauert nicht nur um die Puppe, sondern um ihren Großvater, um die Heimat und schlussendlich auch um den alten Mann, der selbst nicht mehr kommt, aber die Puppe auf der Bank hinterlässt. Aber am Ende wird alles gut und das ist wichtig für die Kleinsten.
Ein Bilderbuch mit einer runden Erzählung, basierend auf einer literarischen Episode, so gibt es noch eine zweite interessante Ebene für die vorlesenden Erwachsenen. Die Zeichnungen zeigen den Park mit seinen Jahreszeiten, Tiere, Pflanzen, und lassen die Kinder Eichhörnchen bestaunen, suchen und zählen.
Info
Autor: Rolf Barth
Illustrationen Mele Brink
Edition Pastorplatz 2023
