Abteilung für undamenhafte Aktivitäten – Spionieren ist (k)ein Kinderspiel

Abteilung für undamenhafte Aktivitäten – Spionieren ist (k)ein Kinderspiel

Der Zweite Weltkrieg wütet auch in England. Mays Schwester ist Spionin, während May in einer schrecklich langweiligen Schule feststeckt. Dort kann man weder Großes bewirken noch seine Tapferkeit beweisen, sie bewirbt sich also in London bei der Abteilung für undamenhafte Aktivitäten, wie auch Eric. Beide werden allerdings als zu jung abgelehnt. Was macht man also mit dem Zettel und einem geheimnisvollen Hinweis? May und Eric lassen sich als vermeintlich evakuierte Kinder auf dem Land in Elysium Hall aufnehmen, um unauffällig herumzuschnüffeln, denn irgendjemand versorgt von hier aus Nazi-Deutschland mit wichtigen Informationen. Bald wird aus dem lockeren Spiel allerdings tödlicher Ernst, denn es geschieht ein echter Mord.

Nach Robin Stevens „Ein Fall für Wells & Wong“ wird hier nun der erste Band einer neuen Detektivreihe vorgelegt, der jugendlichen Krimifans Freude machen wird. Interessant ist vor allem das Setting einer sehr englischen Geschichte. Ein altes Herrenhaus, ein untadeliger Richter mit viel Familienbewusstsein, gelangweilte Schönheiten, ein österreichisches Dienstmädchen, ein unfreundlicher Gärtner mit Geheimnissen usw. usw. Nicht nur, dass hier in klaustrophobischer Enge alle Figuren aufeinandersitzen, und es ständig zwischenmenschlich brodelt, es wird jeden Abend auch noch verdunkelt, Bomben fliegen, Lebensmittel gibt es nur auf Karten. Jeder verdächtigt jeden, die Polizei ist natürlich überfordert und ermittelt nur eingeschränkt. (Nicht von ungefähr wird immer wieder Agatha Christie und Sherlock Homes zitiert.) Aber hier wird den Figuren Raum gegeben, abwechselnd berichten May Wong und Fionnuala O’Malley (die jugendliche Ermittlerin aus der Elysium-Familie) über die Geschehnisse, ihre Empfindungen, kriminologische Spekulationen und wie wenig sie sich zu Anfang sympathisch finden. Die vermittelnde Person ist Eric, dem die Funktion des sachlichen Realisten übertragen wird und der dafür sorgen muss, dass die Ermittelnden für Anschlussbände zusammenwachsen. Das Buch ist spannend, der Rahmen ist wunderbar und die Autorin greift zudem noch einige Themen auf, über die es nachzudenken gilt (Rassismus, Ungleichheit, Krieg). Wir freuen uns auf den nächsten Band.

Text: Robin Stevens
Übersetzung aus dem Englischen: Ulli und Herbert Günther
Knesebeck 2023


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