Bei Salma zu Hause

Bei Salma zu Hause

Salma hat eine wundervolle Nachricht erhalten. Endlich, nach einem Jahr, elf Monaten und sechs Tagen kommt ihr Baba nach Hamburg. Er hat alle Papiere zusammen und kann aus Syrien ausreisen, zu Salma und Mama. Salma liebt Hamburg, die Schiffe, das Wasser, die Schule und ihre Freundin Riya. Doch plötzlich kommt ihr ein entsetzlicher Gedanke: Was geschieht, wenn Papa Hamburg zu kalt findet, die Wohnung zu klein und lieber Arabisch spricht? Wird sie wieder ohne Vater sein, wird er zurückgehen, wenn er nicht zurechtkommt?

Der Autor, selbst aus Syrien geflohen, weiß wovon er schreibt. Er fühlt sich empathisch in die Figur ein, die kindlichen Ängste sind nachvollziehbar. Salmas Sorge ist groß, sie fürchtet sich so sehr vor einem neuen Verlust, dass sie den Ist-Zustand nicht genießen kann. Zumal der Vater viel von Damaskus spricht, an das sich Salma immer weniger erinnern kann. Die Deutschlektionen sind mühsam, er arbeitet ziemlich unzufrieden auf dem Bau, obwohl er ein Universitätsdiplom hat. Salma versucht bis zur Erschöpfung, Hamburg schön zu zeigen und zu reden, immer bemüht, ihre Tränen zu unterdrücken. Aber die Erwachsenen erkennen ihre Nöte und reagieren, die Eltern sind zugewandt und finden eine Lösung.

Kann ein Mensch zwei Zuhause haben? Eines in dem er wohnt, und eines, das sich im Herzen befindet? Die Familie denkt nun gemeinsam an Damaskus, sie schauen Fotos an, spielen Backgammon und kochen Jasmintee. Das frühere Zuhause rückt wieder näher und hinterlässt ein zufriedenes Gefühl, so vieles war auch dort schön. Zuhausesein hängt von vielem ab, vielleicht sogar am wenigsten vom aktuellen Standort. Migration ist hier ein eher untergeordnetes Thema, gelungene Migration oder deren Schwierigkeiten werden hier nur am Rande behandelt. Die Frage ist: Wo fühlt man sich heimisch, was ist Heimat überhaupt? Was bedeutet Familie? Wie wichtig ist es, sich zu erinnern?

Und es werden bunte Laternen aufgehängt. Die Anleitung ist im Anhang nachzulesen und nachzubasteln.

Ein wirklich gelungenes Buch für Kinder ab fünf, dass als Grundlage für viele Gespräche dienen kann.

Info
Autor: Danny Ramadan
Illustrationen: Anna Bron
Übersetzung: Lisa Kageböhn
Orlanda Verlag 2024


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