Koboldkroniken – Sie sind unter uns
Es sind Sommerferien und Dario Leone ist kumpellos. Sein bester Freund Big L ist zu einem Zwangsurlaub bei seinen Großeltern in deren Yoga-Hotel verdonnert – zur Persönlichkeitsentwicklung und zum Abspecken. Als Lennard aus dem Urlaub kommt, schlanker, salzig-fischig riechend und mit ungewohnten Vorlieben – er ist gar nicht mehr er selbst -, und sogar die gemeinsam entwickelte Spaß-App CritterSwitch einen Kobold zeigt, der niemals programmiert wurde, ist klar: Lennard wurde in den Ferien ausgetauscht. Dario macht sich also mit Rumpel, dem Ümpf und Lennards Schwester Clara-mit-C auf nach Kwertz, um seinen besten Freund zu retten.
Wir lesen in Darios Skizzenbuch, das er freigegeben hat, um Leser:innen zu warnen, von einer herrlich unkonventionellen, sehr modernen und spannenden Reise ins Koboldland. Wir sehen Pläne, Fotos, Übersichten, Zeichnungen, Korrekturen – gelegentlich nachträgliche Ergänzungen. Dass trotzdem auch noch ein Fließtext vorgelesen werden kann, hat mich verblüfft, aber es gibt tatsächlich eine Rahmenhandlung mit rotem Faden. Die älteste Buchtrollin, 10 Jahre, und ihr zwei Jahre jüngerer Bruder haben die Schlafenszeit sogar früher begonnen, um sich gemütlich von Trollen, Kobolden und Elfen (die Hälfte davon ist bissig und gemein) mitnehmen zu lassen, in einer für Kinder nachvollziehbaren witzigen Jugendsprache. Sie betrachten Dario und Clara-mit-C auch noch als eine/r von ihnen, mit Schulnervereien, Problemen mit unverständigen Erziehungsberechtigten und ungerechten Strafarbeiten. Auch das Vorlesen wird durch die unorthodoxe Darstellungsform besonders, da das Buch wegen der vielen Zeichnungen, Screenshots, Comics hin- und hergereicht werden muss. Die Geschichte wird kommentiert und die Eindrücke ständig verglichen, es wird zurück- und nach vorne geblättert. Wir denken, dass dieses unterhaltsame Projekt sogar zum dialogischen Lesen anregt, Impulse dazu gibt es genug. Die Form des Skizzenbuchs, die lockere Sprache, die Kwest: Die Koboldkroniken haben ein Alleinstellungsmerkmal und sind auch für Zocker und Nichtleser:innen eine gelungene Alternative.
Das Escape-Rätsel „Mission Glühelfe“ macht Spaß. Die offensive Vermarktung des Ganzen erstaunt allerdings, die Zusatzmaterialien sind eben für absolute Fans.
Autor: Daniel Bleckmann, Zeichnungen Thomas Hussung (und Kobolde aus der Anderswelt?)
Verlag Friedrich Oetinger 2023
Im August kommen die Koboldkroniken 2. Wir sind dabei und freuen uns alle – und dabei wollte ich dieses Buch gar nicht in die Hand nehmen, zu sehr hat mich das Kobold-Cover an Alfred E. Neumann vom Mad Magazin erinnert hat, den ich echt unsäglich fand.