Best Bro Ever!

Best Bro Ever!

Måns ist hoffnungsvoll, dass sich der Sommer super entwickeln wird. Schließlich begleitet er seine Mutter zu Tonaufnahmen nach Malmö, wo ihn niemand kennt, er sich frei fühlen und dem endlosen Gestreite seiner Eltern entgehen kann. Er hofft auf viel skaten und ansonsten seine Ruhe. Die braucht er schließlich, denn seine Mutter spricht ständig mit ihrer Trickfilmfigur-Synchronstimme, während sein Vater untrainiert fürs Klima in den Süden radelt und den Reporter:innen ins Mikro schnauft. Mit der Entspannung ist es außerdem vorbei, als er auf Mikkel – oder doch „Me Kill?“ trifft. Am ganzen Körper tätowiert, fantastischer Skater und ziemlich erdverbunden könnte er ein Freund werden, allerdings ist da die Sache mit den Umkleidekabinen und Badehosen …

Jenny Jägerfeld hat ein wunderbar unterhaltsames, witziges, dabei ernsthaftes und wahrhaftes Buch über ein gesellschaftlich hochaktuelles Thema geschrieben. Denn Måns ist mit Vulva zur Welt gekommen, hat von seinen Eltern einen Mädchennamen bekommen und wusste doch von Anfang an, dass er ein Junge ist; Måns war sich seiner Geschlechtsidentität immer sicher. Hier geht es vor allem darum, wie die Umwelt auf ihn reagiert. Der Vater macht sich schreckliche Sorgen, sein Kind soll es guthaben und alle sollen es gernhaben. Er sieht aber nur Schwierigkeiten und Konflikte, hat auch Angst vor den geschlechtsangleichenden Maßnahmen. Der gleichaltrige Mikkel ist vor allem irritiert, die Situation überfordert ihn und außerdem fühlt er sich betrogen; erst durch den Ausweis weiß er überhaupt, dass sein Freund mit einem anderen Geschlecht zur Welt kam.

Durch den Kniff, hier den Ich-Erzähler sprechen zu lassen, entwickelt sich bei den Lesenden viel Nähe zur Figur, sein Sommer mit allen Hochgefühlen und Verletzungen wird mit durchlebt. Die jungen Lesenden können nachvollziehen, reflektieren, Verständnis entwickeln, hinterfragen. Das Buch regt zum Gespräch über Transsexualität an und macht Mut, denn hier ist viel Verwirrung, aber keine dauerhafte Ablehnung zu entdecken; die Geschehnisse in diesem Coming-of-Age-Buch helfen zu verstehen. Die Charaktere um Måns sind alle schräg, außergewöhnlich, sympathisch. Das Individuum ist wichtig, das Handeln, die Persönlichkeit, nicht aber das Geschlecht. Auch Judith Butler würde das Buch einer Zielgruppe vorlesen.

Info
Autorin: Jenny Jägerfeld
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus 2023


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