Bone Music

Bone Music

Sylvia Carr, fünfzehn, verbringt eine kurze Auszeit mit ihrer Mutter in Northumberland. Nicht weit weg von ihrer Wohnung in Newcastle existiert auf dem Land eine völlig andere Welt. Die Geräusche sind intensiver, die Nacht wirkt schwärzer, der Sternenhimmel ist beängstigend grenzenlos. Und was hört sie für seltsame Töne in der Nacht? Der gleichaltrige Gabriel, einer der Dorfbewohner, nimmt sie mit auf eine Reise in den Wald, in die Musik und zu sich selbst.

David Almond, mit vielen Preisen ausgezeichnet und betitelt als einer der wichtigsten britischen Gegenwartsautoren der Kinder- und Jugendliteratur, bleibt sich thematisch auch hier treu. Junge Menschen sollen die Umwelt fühlen, erleben, nicht eingepaukt bekommen. (Seine Sympathien liegen nicht bei der Regelschule.) Literarisch sehr kunstvoll und hochsprachlich gelingt es ihm, hier die Poesie und Magie des Waldes erfahrbar zu machen. Die Kinder müssen hinein in den Wald, nicht nur darüber lesen und lernen. Denn die Natur entfaltet auch heilende Kräfte; für die Jugendlichen ist das besonders wichtig, denn sie haben alle mit ihren persönlichen Problemen zu kämpfen.

In „Bone Music“ erweitert der Autor noch um eine weitere Dimension, die sehr weit zurückliegende Vergangenheit. Sylvia bekommt Artefakte aus der Steinzeit geschenkt, findet einen toten Bussard und baut einen seiner Flügel zu einer Knochenflöte nach, die sie zu spielen lernt und deren Wirkung universal ist. Vögel als Symbole für Freiheit sind Almond immer wieder wichtig, aber auch als Mittler zwischen den Welten haben sie in seinen Büchern eine wichtige Funktion. Denn über die Töne dieses zauberischen ersten Instruments und eine Nacht im Wald sieht sie sich vor tausenden von Jahren als eine Sylvia mit Muschelarmbändern und Leinengewand, lebend, sterbend, verwesend, eins mit der Natur, wiedergeboren in der Jetztzeit. Und sie weiß nun, wie wichtig es ist, die eine Natur zu schützen, Engagement zu zeigen, gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen. Denn sie haben vielleicht nur dieses eine Dasein, das für alle lebenswert gemacht werden muss.

Das Buch erschließt sich ungeübten jugendlichen Leser:innen vielleicht nicht gleich, aber die Atmosphäre, die Naturbeschreibungen, die Gedanken zu Leben und Tod sind in jedem Fall einen Leseversuch wert.

Info
Autor: David Almond
Übersetzung aus dem Englischen: Alexandra Ernst
Verlag Freies Geistesleben 2022


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