Der geheime Garten/Helsin Apelsin und der Spinner
Zwei sehr unterschiedliche und doch irgendwie ähnliche Hörbücher können jeweils 5 Stunden lang angenehm – auch Erwachsenen – die Zeit verkürzen: Der Geheime Garten (gelesen von Iris Berben) und Helsin, Apelsin und der Spinner (gelesen von Ewa Mattes). Das eine Buch ist ein über hundert Jahre alter Kinderklassiker, das andere eine Geschichte über ein modernes Grundschulkind. Zwischen beiden Büchern liegen eigentlich Welten und dennoch gibt es erstaunlich viele Ähnlichkeiten: beide Mädchen kommen aus besonderen familiären Verhältnissen, beide sind kleine Wüteriche und Trotzköpfe und beide entwickeln sich weiter, durch Freundschaftsbeziehungen und ein Projekt. Und beide Hörbücher werden wunderbar einfühlsam, differenziert und hingebungsvoll vorgelesen.
„Der geheime Garten“ der viktorianischen Autorin Frances Hodgson Burnett (auch Autorin des Kleinen Lords) ist ein Klassiker der Kinderliteratur seit dem ersten Erscheinen 1911.
Die zehnjährige Mary Lennox kehrt aus Indien nach England zurückkehrt, nachdem sie ihre Eltern durch eine Choleraepidemie verloren hat. Da Mary vor allem von indischem Personal aufgezogen wurde, ist aus ihr ein selbstsüchtiges, missmutiges Kind geworden, unsympathisch eben. Sie wird in die Obhut ihres desinteressierten Onkels Archibald Craven gegeben, der viel auf Reisen ist und sich dem düsteren Wetter im Yorkshire und im Herrenhaus entzieht. Misselthwaite Manor, ein riesiges Anwesen mit verschlossenen Zimmern, düsteren Gängen und seltsamen Schluchzern in der Nacht, muss von Mary alleine erkundet werden, andere Kinder gibt es nicht. Erst als sie den geheimen Garten entdeckt, kann sie mithilfe zweier Freunde die Geheimnisse von Misselthwaite Manor ergründen und einige Schicksale zum Besseren wenden.
Das Buch spricht seit über hundert Jahren Jung und Alt gleichermaßen an. Es hat Elemente des Mysteriösen, wunderbare exzentrische Charaktere, die detailliert ausgestaltet sind, die Hochsprache eines viktorianischen Klassikers. Gesunder Menschenverstand, Wahrheit und Freundlichkeit, Mitgefühl und der Glaube an die Güte des Menschen stehen im Mittelpunkt der Geschichte, und das ist ja nicht nur zu Weihnachten wichtig. (Im Moment auch mit Colin Firth im Kino zu sehen).
Helsin ist ein fröhliches und kluges Kind. „Manchmal allerdings, da kocht die Energie über und spült eine rasende rote Welle in Helsins Körper hoch, und dann sieht und hört und riecht und schmeckt Helsin nichts mehr als FEUERROT. Ihr ganzer Körper kribbelt von den Beinen bis in die Haarspitzen, die Nasenspitze zittert wie eine Autoantenne bei 200 Stundenkilometern und die rote Kribbelwelle wird immer gewaltiger, bis sie überschwappt, schwupp, raus aus Helsin und zack! hinein die Welt. Und das, was dann kommt, das nennen alle nur den ,Spinner‘.“ Den Spinner bekommt sie auch, als Louis neu in die Klasse kommt und „Helsin, Apelsin“ flüstert. Helsin wütet und sinnt auf Rache und klaut dann den Fidschi-Leguan aus Louis‘ Ranzen. Alles wird noch komplizierter, als sich Louis doch als nett und sogar aus Schweden entpuppt. Denn Skandinavien ist plötzlich wichtig für Helsin, nach Finnland will sie unbedingt. Von dort haben ihre Eltern sie schließlich adoptiert und jetzt hat ihre „richtige“ Oma aus Helsin-ki geschrieben und möchte sie kennenlernen.
So anschaulich, intensiv und erfrischend wie Stefanie Höfler Helsins Spinner beschreibt, werden auch andere Gefühle und kritische Momente beschrieben, das macht Helsins Geschichte besonders dicht. Kinder können über Helsin ihren eigenen Gefühlen näher kommen, die vielfältigen Konflikte nachvollziehen und Schlüsse ziehen. „Helsin, Apelsin“ macht einfach großen Spaß.
Der geheime Garten
Autorin: Frances Hodgson Burnett, Sprecherin: Iris Berben
cbj audio 2020
Gekürzte Lesung
Helsin Apelsin und der Spinner
Autorin: Stefanie Höfler, Erzählerin: Ewa Mattes
Der Audio Verlag 2020
Ungekürzt Ausgabe