Am schönsten ist es in Sommerby

Am schönsten ist es in Sommerby

Martha, Mats und Mikkel verbringen ihre Osterferien bei Oma Inge in Sommerby. Während ihre Eltern stattdessen für einen „Liebesurlaub“ nach Gomera fliegen, die haben ja ohnehin eine andere Vorstellung von Entspannung und Komfort. Aber auch für die drei Kinder wird der Urlaub erstmal nicht nur pures Frühlingsglück. Martha hilft in der Schnasselbude aus, weil Aylin gestürzt ist und der österliche Andrang wichtig fürs Geschäft ist, Mikkel hat Probleme, denn sein neues Kaninchen möchte nicht sein Haustier sein, und Mats hat heimlich die Prinzessin Goldenrose im Schuppen versteckt.

„Sie holt tief Luft, und da fühlt es sich an, als ob sie das Glück einfach nur einatmen muss. So sollte der Frühling sein, denkt Martha …“ (Dieser Satz erinnert auch irgendwie an Malin Melkersson, wenn sie am Abend auf Saltkrokan die Stille und den Frieden spürt.) Und das ist schön. So hochsprachlich und atmosphärisch dicht kann und sollte eben Kinderliteratur sein. Aber bis zu diesem Satz auf Seite 312 geht natürlich nicht nur Martha erstmal durch negativere Gefühlswelten, so schön die Natur um sie herum auch strahlt. In Kirsten Boies (lang ersehntem) vierten Teil ihrer Jahreszeiten-Sommerby-Reihe geht es vor allem um die Liebe. Und die Familienmitglieder tun sich schwer mit Liebesangelegenheiten, hier wird nichts direkt im Dialog geklärt, sondern Vorurteile und Fehlinterpretationen führen zu Konflikten. Martha ist sauer, weil ihr Freund Enes sich aus Amerika nicht meldet, Mikkel liebt das Kaninchen, aber das liebt seine Freiheit, Krischan Boysen liebt die Großmutter, aber die unterstellt, sie sei nur zweite Wahl. Alle erwachsenen Figuren sind aber trotz ihrer norddeutschen Wortkargheit um Problemlösung und vor allem um Verständnis bemüht. Was immer die Kinder trotz bestem Wissen und Gewissen knapp daneben verbocken, die Erwachsenen sehen den guten Willen der Kinder, verstehen, versuchen, tolerant zu sein, und lernen vielleicht sogar etwas dazu. Oma Inge passt das Bauernfrühstück eben an, wenn aus der Vegetarierin Martha eine Veganerin geworden ist.

Und wir lesen generationenübergreifend: die Elfjährige (die nur nicht verstehen kann, dass Martha keinen K-Pop hört), Mutter und Tante (beide unter vierzig), die sich an ihre Schwedenurlaube als Teenies ohne Handy und TV erinnern, die Oma (über sechzig), die selbst mit ihrem Bruder alle Ferien bei ihrer Oma auf dem Bauernhof verbracht hat, und die Uroma, die immer wieder betont, dass es bei ihr früher genauso war wie hier bei Oma Inge, mit Hühnern, selbst gekochter Marmelade und Milchkannen.

Wir würden mehr Bücher lesen, Frühsommer und Spätherbst, Mittsommer wäre eine Option?

Info
Autorin: Kirsten Boie
Einband und Vignetten: Verena Körting
Friedrich Oetinger Verlag 2024


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